Jean, Mitte fünfzig, ist am seelischen Tiefpunkt angelangt und so fasst er einen Plan: Eine Reise ohne Rückfahrschein in ein vom Krieg verwüstetes europäisches Land, wo ihn niemand kennt und ihn niemand von seinem Vorhaben abbringt, seinem Leben ein Ende zu setzen. Das wichtigste Gepäckstück ist sein Werkzeugkasten, vielleicht muss er einen Haken an der Decke anbringen für das Seil. Er quartiert sich in einem maroden Hotel ein und übernimmt aus lauter Gewohnheit kleinere Reparaturen. Der jungen Hotelbesitzerin fällt sein handwerkliches Geschick auf und sie stellt ihn kurzerhand ein, um beim Wiederaufbau zu helfen. Plötzlich hat es Jean nicht mehr so eilig zu sterben. Angesichts der Widerstandkraft und der Hoffnung dieser kriegsversehrten Menschen schöpft er auch für sich neuen Mut.
«Hôtel Silence» ist eine Ode an das Leben. Indem der Film eine Parallele zwischen den Narben eines Mannes und denen eines vom Krieg traumatisierten Volkes zieht, hebt er nicht die Gewalt und die Zerstörung hervor, sondern vielmehr die Regeneration und die Solidarität. Der neue Film der schweizerisch-kanadischen Regisseurin Léa Pool basiert auf dem isländischen Roman Hotel Silence (Ör) der Autorin Auður Ava Ólafsdóttir und wurde für den Prix de Soleure nominiert.
Léa Pool
Sébastien Ricard, Lorena Handschin, Jules Porier, Irène Jacob, Louise Turcot, Paul Ahmarani
Drama
CH, CA, 2024, 101'
10
DCP, Farbe, Flat, Dolby Digital 5.1